Wenn vom See her ein leichter Wind zu mir herüberweht, trägt
er einen schweren, süßlichen Geruch zu mir herüber, der eine leicht
moderige Note trägt.
Ich möchte all den Liebhaberinnen und Liebhabern des Gardasees nicht
zu nahe treten, aber enge Freunde werden wir nicht, der See und ich.
Für die Augen und die Seele ist die Umgebung heilsam, wunderbar zu
betrachten und in jedem Licht anders schimmernd und strahlend.
Anders jedoch als all die anderen fröhlich badenden Menschen hier,
zieht mich nichts in dieses algenverschlungene, dunkle Gewässer.
Es fehlt ihm an Leichtigkeit, an Bewegung, an Frische und Klarheit.
Unfairerweise habe ich noch das kristallklare und türkis schimmernde Mittelmeer
vor Augen, in dem ich mich stundenlang aufhalten konnte, wie bei der Massage
mein Bewusststein zwischen Wachen und Schlafen gebannt.....
Ich habe hier am See meinen ganz eigenen Rhythmus gefunden und bin voller Gedanken und Ideen.
Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Vergangenheit sich Zutritt zu meinen Gedankengängen verschafft
und so war ich nicht allzu überrascht, als sich gestern - während eines dieser wunderbaren italienischen Mahlzeiten -
ein Bild aus der Vergangenheit hervorstieg.
Ich kann dieses Bild nicht deuten, auch wenn es mir im Traum nächtens noch einmal erscheint.
Es ist die Wohnung meiner Großeltern, wobei ich sie eigentlich eher mit der Wohnung meiner Großmutter verbinde.
Der Duft nach Toska, nach alter Dame, nach Toilette und verbranntem Fett streift mich und ich möchte, dass die Badewanne entfernt wird.
Ein seltsames Bild, das sofort wieder verschwindet und dem ich vorläufig keine Zeit und keinen weiteren Gedanken widme.
Ich merke, dass ich mich immer mehr einfinde in dem Alleinsein, dass es mir nicht mehr seltsam vorkommt, so wie zu Beginn.
Ich genieße meine Gedanken, mein Drehen um mich selbst, mein SelbstSEIN sehr bewusst, gleichzeitig fehlt es mir an Leichtigkeit,
an Unbeschwertheit, an Freiheit - was verrückt ist, denn natürlich bin ich hier, allein, freier denn je, das zu tun, was ich möchte, was mir gut
tut und was mir gefällt.
Das war in Spanien anders. Am Meer zu stehen, die salzige Meeresluft auf der Haut zu spüren, die netten, verspielten und einfach an den Strand
gedengelten Bars anzuschauen, darin etwas zu trinken und die vielen Gespräche und das gemeinsame Lachen mit der vertrauten Freundin, hatten
eine wunderbare Leichtigkeit an sich, die ich hier in der Tat vermisse.
Obwohl ich um der Tatsache weiß, dass diese Woche genau die richtige Zeit für mich selbst ist, genau am passenden Ort - darüber schrieb ich ja schon -
weiß ich auch, es ist eher ein Ort ohne Wiederkehr.
Damit kann ich gut meinen Frieden machen.
Ich gehe die kommenden drei Tage an, Freitag früh werden ich nach Hause fliegen, um viele Erfahrungen und Erkenntnisse reicher.
Und vor allem, um sehr viel mehr Elan, Energie und Ideenfülle reicher. Manchmal zieht es mich schon jetzt nach Hause, weil ich angefüllt bin mit Ideen,
die ich umsetzen möchte, weil es mich in mein Arbeitszimmer zieht, weil ich kreativ sein möchte, weil ich mich sorge, dass zu wenig Zeit bleibt, all meine Ideen
umzusetzen.
Und ich lerne hier: Eins nach dem anderen. Auch gedanklich, erst den einen Gedanken zuende zu führen, ehe ich den nächsten zulasse.
Im Grunde ist es wie mit dem Liegen.
Wenn ich liege, dann liege ich.
Mein Kopf muss das nur noch begreifen.