Niedertracht begegnete mir in meinen bisherigen Lebensjahren lediglich in den zahlreichen historischen Romanen,
die ich immer wieder gerne lese.
Bislang hatte ich das Glück, noch nie von Niedertracht betroffen gewesen zu sein.
Das ist nun anders.
Wenn ein Mensch, den man zwölf Jahre lang kennt und durchaus vertraute, sich mit einem Male
in einer immensen Niederträchtigkeit gegen einen wendet, dann löst das eine ganze Reihe von Emotionen aus.
Traurigkeit, die sich mit Wut abwechselt. Unverständnis, Bitterkeit und Zorn.
Neben der Hilflosigkeit, die die verbreiteten Unwahrheiten in mir entfachten ist nun, nach einigen Wochen, nur noch eines übrig geblieben: Mitleid.
Ein Mensch, der in niederträchtigster Art und Weise, hinterrücks, unerwartet und undverständlicherweise seinen offensichtlich bis dahin gut verborgenen Hass, seine Antipathie und sein Unvermögen ehrlich zu kommunizieren in seitenlangen Lügenkonstrukten äußert und zwar nicht an mich persönlich, sondern an anderer, wichtiger Stelle, dem
mangelt es sichtlich an ganz vielem.
Und das tut mir Leid.
Ein Mensch, der einen anderen derart in Verruf bringt, der es nicht vermag, seine Konflikte im persönlichen Gegenüber zu klären, der sein eigenes Unglück transferiert auf andere, der benötigt sicherlich ganz dringend Hilfe.
Unsere Welt ist sonderbar. Offensichtlich darf jeder, der mag, Unwahrheiten über einen anderen Menschen äußern, ohne diese belegen zu müssen. Belegen muss der betroffene und beschuldigte Mensch, dass die Behauptungen nicht stimmen.
Das kann meiner Meinung nach so nicht richtig sein.
Ich könnte mich nun aufregen, ich könnte in Zorn versinken, mich in meinem Leid suhlen, ebenfalls hassen und mich
immer und immer wieder fragen, warum ein Mensch so niederträchtig sein kann. Ich könnte mein Unverständnis zur Lebensaufgabe machen, mich lähmen, mich gängeln lassen.
Möchte ich das? Möchte ich, das ein offensichtlich kranker, hilfebedürftiger Mensch mein Leben bestimmt?
Ich kann die unschöne Situation sicherlich besser nutzen, um daraus zu lernen.
Aber es bleibt die Frage, wie ergeht es einem Menschen, der Lügen über einen anderen verbreitet, in dem Wissen, dass diese dem anderen schaden werden?
Wie fühlt sich ein Mensch, der zu solcher Niedertracht fähig ist?
Was mir bleibt, ist die Gewissheit, morgens unbeschwert in den Spiegel schauen zu können.
Ich bin immer noch ich.
Zum Glück.
Was der andere in seinem Spiegelbild sehen mag, das kann ich nur vermuten.
Doch das ist glücklicherweise nicht mein Problem!
Niedertracht.
Ich hätte nicht gedacht, dass ich sie einmal in dieser Form erleben würde.
Da kann ich nur auf eine narzisstische Persönlichkeit tippen. Diesen Menschen ist in den meisten Fällen nicht zu helfen, weil die sich nicht für krank erachten. Ja, sie sind anfangs nicht zu durchschauen-geben sich anders als sie sind. Wünsch dir viel positive Energie, diesen Schmerz zu verarbeiten ... lieben Gruß-Gudrun
vom 03.02.2020, 20.22