Ausgewählter Beitrag
Wouldn´t it be good...
Ich sitze auf der Rückbank. Lasse mich durch die Dunkelheit nach Hause fahren. Jeder Atemzug ein mühsames Ringen nach Luft. Es ist der dritte Tag in Folge, an dem mir mein Körper zu verstehen gibt, dass es so nicht weitergehen kann. Die Schmerzen im Brustkorb sind ähnlich einem Eisenband, das sich enger und enger um mich legt.
Ich bemühe mich dem Gespräch vorne zu folgen und werfe hin und wieder mehr oder weniger passende Satzfragmente in das Gespräch, immer in der Hoffnung, niemand möge merken, wie es mir wirklich geht.
Meine Technik, den Schmerz zu kontrollieren habe ich in den vergangenen Tagen perfektioniert. Ich schaue aus dem Fenster zähle rückwärts, vorwärts, atme hierhin und dorthin und doch gelingt es mir nicht wirklich wegzuatmen, was mich bedrückt und belastet.
Die Traurigkeit wächst zu einem dunklem Etwas in mir heran und ich merke, wie es mich ergreift und nicht loslässt.
Nicht an diesem Abend.
Aus dem Autoradio ertönt "Wouldn´t it be good" und sofort spüre ich die Tränen, wie sie heimlich und unbesehen über die Wangen ringen.
Das gelingt dem Lied immer wieder, katapultiert es mich doch zurück in unschöne Zeiten.
Alles im Leben wiederholt sich - so scheint es.
Wouldn't it be good to be in your shoes
even if it was for just one day
wouldn't it be good if we could wish ourselves away
wouldn't it be good to be on your side
grass is always greener over there
wouldn't it be good if we could live without a care
Ich steige aus. Erleichert zu Hause angekommen zu sein. Wissend, viele Fragezeichen bei einigen Menschen hinterlassen zu haben.
Schnell verschluckt mich die Dunkelheit.
Allein mit meinen Gedanken, denke ich mich in das Morgen.
Hinaus aus der Dunkelheit, hinein in das Licht.
Liebe Susanne,
als ich heute deinen Eintrag las, war ich ein bisschen erschüttert, dass es dir so schlecht geht. Vieles in deiner Beschreibung konnte ich gut nachvollziehen, denn mir ging es oft ähnlich. Ich möchte dich nicht belehren oder dir kluge Ratschläge geben, sondern ich will dir nur schildern,was mir geholfen hat, denn auch ich war immer bemüht, die Sumpfkuh, wie du sie nennst, zu unterdrücken und mir nach außen nichts anmerken zu lassen. Aber das war falsch.
Ich habe mir eines trüben Tages ein Blatt genommen und alles aufgeschrieben, was ich so mache, beruflich, wie auch privat. Ich war erstaunt, was da alles zusammenkam und mir dämmerte langsam, dass das das Pensum für drei Leute locker abgedeckt hätte. Ich denke, das wird bei dir nicht anders sein. Dann habe ich Farbstifte genommen und unterstrichen, was für mich höchstpersönlich wichtig ist, was notwendig ist und ganz wichtig, was ich nur mache,weil andere es von mir erwarten. Und von der letzten Farbe kam eine Menge zusammen. Nach und nach habe ich mich dieser Dinge entledigt oder an andere abgegeben, denn man muss nicht alles allein machen. Mit der Zeit habe ich auch gelernt um Hilfe zu bitten und nett, aber bestimmt, NEIN zu sagen, wenn man mir wieder etwas aus der schwarzen Sparte aufdrücken wollte. Und dann habe ich meine Familie mit der Sumpfkuh bekannt gemacht, als die sich wieder beschwerte, warum ich schon wieder so schlechte Laune habe. Und siehe da, wie von Zauberhand übernahmen sie freiwillig Aufgaben, wo ich mir früher den Mund fusselig geredet habe.
So liebe Susanne, ich schicke dir zum Abschluss viel Kraft, ein bisschen Egoismus und einen leuchtenden Sonnenstrahl am Horizont und hoffe, du schreibst bald wieder so fröhlich und voller Elan, wie letztes Jahr um diese Zeit!!!
Liebe Grüße
splauly
vom 07.08.2012, 11.22