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Wie oft ist eigentlich häufig?
Gestern rief mich die Mutter eines Schulkindes aus unserer Gegend an, um mich zu fragen, ob Lena auch ein so unmöglich geschriebenes Zeugnis bekommen hätte.
Mir lag auf der Zunge zu antworten, dass es ja auch ein wenig am Kind läge, wie unmöglich denn nun das Zeugnis ausfällt, aber mir war so danach nett zu sein und darum fragte ich freundlich nach, was sie denn genau meinte.
"Nun ja", erklärte sie daraufhin "in unserem Zeugnis steht: XY kam häufig viel zu spät in den Unterricht!"
Anscheinend wurde an dieser Stelle eine Äußerung meinerseits erwartet und so fragte ich nach, ob die Aussage denn stimmen würde.
"Nein!" entrüstete sich die Mutter "das kommt vielleicht zweimal die Woche vor, aber würdest Du das häufig nennen?"
Rein verständnishalber - ich neige ja durchaus schon mal zu zwischenmenschlichen Missinterpretationen - wollte ich nun wissen, ob sie mit zweimal die Woche regelmäßige zweimal die Woche meinen würde.
"Manchmal vielleicht auch dreimal, aber das eher seltener!" erfuhr ich und hörte weiterhin: "Die Kinder gehen an fünf Tagen in der Woche zur Schule. Wenn YX zweimal in der Woche zu spät kommt, dann macht das nichtmal 50% aus."
Ganz neue Perspektiven eröffneten sich mir da, aber ich konnte es mir nicht zu verkneifen zu fragen, warum das Kind zweimal die Woche zu spät in die Schule kommt? Insbesondere, wenn man direkt neben der Schule wohnt!
"Wir schlafen halte gerne!" war die ehrliche Auskunft ehe wir uns der Diskussion näherten, was denn nun in einem Zeugnis mit "häufig" beschrieben werden darf.
"Häufig ist für mich auf jeden Fall über 50%!" meinte die andere Mutter und ich gestand ihr, dass ich mir da prozentual gesehen noch nicht wirklich Gedanken zu gemacht hätte.
"Das ist genau euer Problem! Ihr denkt zu wenig nach!" wurde mir nun vorgeworfen und es war durchaus deutlich, dass damit die gesamte Lehrerschaft angesprochen war.
Mein Hinweis, das am besten mit der betreffenden Lehrerin der betreffenden Schule zu klären wurde direkt verworfen:
"Wenn Du schon sagst, Du weißt nicht wie oft "häufig" ist, dann brauch ich da nicht mehr zu fragen!"
Und somit habe ich es in einem privaten Telefonat geschafft, die komplette hiesige Lehrerschaft als unzureichend einzustufen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
ich verspreche, ich werde nie mehr Äußerungen über die Häufigkeit von "häufig" kundtun, ehe es nicht einen ministeriell festgelegten Häufigkeitsprozentsatz gibt!
Es grüßt nach wie vor unwissend, wie oft denn häufig ist,
s.
Mein Vorschlag an die Lehrer:
Ins nächste Zeugnis reinschreiben: XY kam an 80 von 180 Schultagen zu spät - es ist eine objektive Feststellung, die die Eltern nicht bestreiten können. Vielleicht machen sich die Eltern dann mal Gedanken darüber, welchen Stellenwert die Schule bei ihnen hat. Zum Ballett- oder Reitunterricht kommen diese Kinder bestimmt nicht zu spät - da muss man ja dafür bezahlen.
Liebe Grüße
strelizie
vom 27.06.2007, 17.28