Während ich - recht früh am morgen - allein die kleine Straße herunterwandle,
diesmal einen anderen Weg, durch noch fremde Gassen wähle, entdecke ich mit einem
Mal eine öffentlich am Wegesrand stehende Personenwaage.
Für einen Euro kann man sich hier, am Straßenrand, möglicherweise vor den Augen zahlreicher Passanten,
wiegen.
Ich glaube ja an Zeichen. Als nicht religiöser Mensch glaube ich sogar an sehr viel, an das Schicksal
und gerne auch an Vorbestimmung.
Manchmal.
Also insbesondere dann, wenn es mir passt....
Heute finde ich das Zeichen skandalös frech. Es ist ja auch eher ein Wink mit dem Zaunpfahl, mir eine Personenwaage auf
den Weg zu stellen.
Ich meine, wer bitte wiegt sich denn da? Selbst wenn ich weitaus weniger wiegen würde - was mir gut täte, keine Frage - käme ich doch nicht auf die
Idee, mich öffentlich zu wiegen.
Möglicherweise ganz vielleicht im zeitnahen nachdiätlichen Zustand.
Also der direkte nachdiätliche Zustand, in dem man stolz auf sich selbst ist, seine Schlankheit noch bewundert und der Meinung ist, alle anderen
Menschen müssten einem die Mühen der Diät, die eigene Disziplin und den Abnehmerfolg ansehen.
(In meinem ganzen Leben ist mir das jedoch nach all meinen zahlreichen Diäten noch nie passiert!)
Befindet man sich aber so wie ich im nachnachdiätlichen Zustand, dem Zustand also, der im Grunde schon nahezu der vordiätliche Zustand ist, macht man
grundsätzlich weite Bogen um eine Waage, weil man gar nicht wissen möchte, was diese zu sagen hat.
So.
Das Zeichen war sehr deutlich, was mich nicht daran hindert, es zu ignorieren.
Natürlich erst, nachdem ich das Zeichen fotografiert habe, um es - mahnend - hier einzufügen und meiner Erinnerung aufzufrischen.
Nicht, dass das nötig wäre.
Doch mir gefällt das Wortspiel.
Das mit der Überschrift: Selbstgewogen.
Selbstverständlich habe ich mich nicht selbst gewogen.
ABER, ich werde mir immer selbstgewogener. Mit jedem Tag, den ich hier bin.
So soll es sein!