Ich entdecke diese aprupt zu enden scheinende Treppe bei meinem frühmorgendlichen
Rundgang durch die pittoresk anmutenden Gassen im historischen Ortskern.
Der Anblick zaubert ein Lächeln in mir hervor und ich mache dieses Foto,
nichtwissend, dass sich später am Tage meine Gedanken zusammenfügen werden
und dieses Foto ein Sinnbild sein wird.
Ohne Gesprächspartner oder Gesprächspartnerin zu verreisen bedeutet,
dass ich mich natürlicherweise sehr intensiv mit meinen Gedanken, meinen
Gefühlen, mit mir SELBST auseinandersetze.
Würde mich jemand fragen, müsste ich eingestehen, dass ich ein sehr kontrollierter Mensch bin.
Ich erwähne das, weil es später am Tage zu einem wichtigen Thema für mich wird.
Zuvor jedoch genieße ich die Sonne, das Liegen, einen kleinen Spaziergang, mein Buch und eine
wunderbar entspannende Massage.
Am Abend sitze ich auf einem dieser in den See hineinragenden Felsen, an einem stillen, von Touristen
unentdeckten Ort und schaue auf die gegenüberliegende Seeseite.
Die Berge, die sich dort im Dunst abzeichnen, die in allen Blau- und Grautönen, zuweilen leicht violett am Horizont
erscheinen, sehen ein klein wenig mystisch aus und ich mag dieses Bild.
Beim Betrachten wird mir klar, warum ich hier gelandet bin, um mich selbst zu finden oder wiederzufinden.
Der Ausblick ist begrenzt. Die Berge, die andere Uferseite grenzen die Weite des Sees ein.
Anders als beim Meer, das nahezu grenzenlos erscheint, das eine Weite und Freiheit vermittelt, ist es hier ganz
anders.
Es scheint, als habe dieser Ort mich gefunden, denn letztlich war es ein Zufall, dass ich hier gelandet bin.
Ich glaube an das Schicksal, war es also wirklich nur ein bloßer Zufall?
So wie die Berge den See begrenzen, seine Weite beschneiden, so wie die Treppe aprupt zu enden scheint, so beenge ich
mich selbst.
Und da schließt sich der Kreis zu dem, was ich über mich schrieb: Ich bin ein sehr kontrollierter Mensch.
Ich behalte gern die Kontrolle über mich, über mein Leben, über das was mit mir und durch mich und um mich
herum geschieht.
Das ist nicht gleichzusetzen damit, andere Menschen zu kontrollieren, es ist nur das innere Bedürfnis nach
Struktur, nach Begrenzung, nach Einflussnahme.
Ich möchte nun nicht schreiben, ich sei wie dieser See oder wie diese Treppe, aber es ist ein befreiendes Gefühl,
wenn sich der Gedankenkreis wie von selbst - und scheinbar ohne mein Zutun - schließt und Dinge sich ineinanderfügen.
Gleichsam so, als wären es unendlich viele Puzzleteile, die nun an Ort und Stelle rücken.
Allein mit sich selbst zu reisen ist mitunter anstrengend, intensiv und vor allem sehr aufschlussreich.
Es ist, als käme man sich selbst näher und näher, nur das allein reicht nicht aus, denn wenn ich nun um meine innere Begrenzung weiß,
wäre der nächste Schritt daran zu arbeiten meine inneren Grenzen zu weiten, wenn nicht gar einzureißen oder aufzuheben.
Ein langer Weg. Doch mir bleiben einige Tage hier vor Ort.
An diesem See.
Mit mir selbst!
Oh ja, wenn die Erkenntnis über sich selbst erstmal da ist, du sie auch annehmen kannst, dann wird sie anklopfen, immer wieder. Und immer lauter.
Bin wirklich gespannt, wie du deine Begrenzung “bearbeitenâ?? wirst.
Liebe Grüße
Ich freu mich sehr, dass du hier wieder bloggst.
vom 29.07.2021, 08.42
Ich danke Dir für Deine liebe Rückmeldung und bleibe am Ball.