Ich versuche dem Team unserer Schule immer zu verdeutlichen,
wie ernorm wichtig die Selbstfürsorge ist.
Dass das eigene Wohlergehen an erster Stelle stehen muss, um
gut durch den anstrengenden Berufsalltag zu kommen und um bei vielen
Beruf und Fanilie gut vereinbaren zu können.
Ich weiß, dass ich gut darin bin, anderen die Selbstfürsorge nahezulegen
und Freiräume dafür zu schaffen.
Mir ist aber durchaus auch bewusst, dass ich nicht unbedingt ein gutes
Vorbild bin - diesbezüglich - und darum übe ich mich hier und jetzt in
Selbstfürsorge.
Also liege ich nach dem Frühstück auf der Terrasse.
Wer mich kennt, weiß, dass wenn ich liege, liege ich.
Und wenn ich sitze, sitze ich.
Und bin ich im Wasser, dann direkt lang und ausdauernd.
Ich liege also und beobachte die Menschen.
Ich bin eine ganz schlechte Beobachterin und man kann nur
hoffen, dass ich niemals als Zeugin aussagen muss.
Fragt man mich: "Hast du die Schuhe gesehen, die die Frau dort eben anhatte?",
weiß ich erstens nicht von welcher Frau überhaupt die Rede ist und zweitens schon
gar nicht, welche Schuhe sie trug.
Möglicherweise gehe ich viel zu achtlos durch das Leben und aus diesem Grunde
beobachte ich heute die Menschen um mich herum.
Nur, sie machen mich wahnsinnig.
Niemand bleibt einfach nur liegen.
Niemand.
Also außer ich, denn, ich schrieb es ja schon, wenn ich liege, liege ich und es besteht dann für mich
nicht die geringste Veranlassung diesen Zustand zu verändern.
Und es liegt sich gut in der Sonne, am See, auf diesen Liegen.
Nicht so für die anderen Menschen. Sie legen sich hin, drehen sich hin und her, stehen auf, gehen weg, kommen wieder,
setzen sich auf, legen sich hin, drehen sich um, setzen sich hin, liegen, stehen auf, gehen weg, kommen wieder.
Man könnte meinen, man läge auf einem Bahnsteig und ich versuche Botschaften auszusenden, die mein inneres Liegemantra an
diese unruhigen Menschen weitergibt.
Sie kommen nicht an. Meine Botschaften.
Sie sitzen, sie duschen, sie gehen weg, sie kommen wieder und vor allen Dingen, sie telefonieren.
Fasziniert lausche ich den unterschiedlichen Klingeltönen und es ist ein bisschen so wie bei einem Geräuschememory,
ich versuche den Klingelton einem Menschen zuzuordnen.
Da ich aber liege - und ich liege, wie ich schon schrieb - kann ich nur hören und nicht wirklich viel sehen.
Also lausche ich den Klingeltönen und den Gesprächen in all den Sprachen, die ich leider nicht beherrsche und liege.
Es ist mir persönlich ja absolut unverständlich, warum so viele Menschen nicht auch einfach nur liegen können.
Aber ich schweife ab. Etwas, das mir ständig passiert, wenn ich so in der Sonne liege oder überhaupt liege.
Meine Gedanken schweifen ab und ich lasse sie gern schweifen.
Ich liege also in der Sonne, um es mir gutgehen zu lassen.
Selbstfürsorge, das war der Gedankengang, den ich hier verfolgen wollte.
Ich ordne meine Gedanken - und zwar ganz bildlich - in Schubladen in meinem Kopf.
Die Hochwasserhilfsaktionen kommen in eine Lade, die ich für heute erstmal schließe.
Schulkram in die andere Lade, auch die schließe ich für heute.
Privates - puh - da quillt die Lade über und geht nicht zu.
Ich stopfe gedanklich alles durcheinander in die Schublade, drücke den ganzen Kram fest zusammen und weiß schon jetzt,
dass sie klemmen wird, die Lade, wenn ich sie mal wieder öffnen möchte.
Nun ist mein Kopf frei fürs Gedankenschweifen.
Selbstfürsorge für heute erledigt.
Ach, nicht ganz, spontan mache ich mich auf zu einer Massage und - nun, ich denke, das ist eine andere Geschichte, die eigens erzählt werden kann.
Ich bin jedenfalls gut im Selbstfürsorgeflow.
Könnte ich mich dran gewöhnen!