Das nur zaghaft zu mir herüberklingende, melodische Geläut einer nahegelegenen
kleinen Kirche weckt mich.
Es ist fünf Uhr früh, ich bin ausgeschlafen und wach.
Es ist meine Uhrzeit und ich beschließe, mir den Sonnenaufgang anzusehen.
Hier in diesem Teil von Sirmione ist alles nahegelegen.
In wenigen Minuten spaziere ich auf die andere Seite der Halbinsel.
Mir begegnen nur wenige Menschen.
Eine wunderbare Ruhe liegt über dem Dorf.
Ich bin ein Morgenmensch. Das war ich schon immer. Die frühen Morgenstunden haben einen ganz eigenen Zauber.
Die Ruhe, die dann herrscht, ist mit nichts zu vergleichen. Aus diesem Grunde beginne ich auch meine Schultage ganz früh morgens und genieße
die Ruhe, bevor der tägliche Trubel beginnt.
Mit begegnet eine Joggerin und die Wagen der Müllabfuhr fahren durch die engen Gassen.
An der anderen Seite der Halbinsel überrasche ich zwei junge Pärchen, denen das nicht minder unangenehm ist wie mir.
Als sie gehen, bleibe ich allein zurück, setze mich auf die großen Felsen und beobachte den Sonnenaufgang.
Morgens bin ich immer mit mir im Reinen. Die Selbstzweifel scheinen weit entfernt und werden mich frühestens am Abend wieder einholen.
Neben mir schnattern und schwimmen Enten und auch eine Möwe gesellt sich wieder zu mir.
Ich hörte - und las - dass Sirmione sonntags von Menschenmassen überflutet wird.
Noch ist davon nichts zu spüren.
Mir liegen Menschenmassen nicht, nicht nur aufgrund der Pandemie, auch sonst brauche ich keine engen Gassen, in denen man sich gefühlt nur hin- und herschiebt.
Ich beschließe, nach dem Frühstück auf die Terrasse zu gehen und meinen Tag liegend und lesend und schlafend zu verbringen.
Vorsorglich habe ich mir gestern Abend schonmal einen kleinen Gebäckvorrat aus der so herrlich duftenden kleinen Bäckerei zugelegt, so dass mich nichts in die Menschenmassen ziehen wird.
Ich sehe die Sonne aufgehen und starte ganz ruhend in den Tag. Vielleicht ist es ja das, was wir beständig suchen, Selbstzufriedenheit.
Heute morgen, mit der aufgehenden Sonne, habe ich sie gefunden.
In mir.
Es fühlt sich gut an.