Schrieb ich gestern erst großmundig, ich sei neugierig auf fremde Länder?
Freute ich mich in der Tat darüber, dass es hier kein
deutsch übersetzten Speisekarten gibt,
mich ein wildes Sprachgemisch
umgibt und ich gerne fremde Kulturen kennenlerne?
Nun, gestern Abend belehrte mich mein ICH eines Besseren.
Beim Föhn ist Schluss.
Also Schluss mit der euphorischen Neugier fremde Sitten und Bräuche kennenzulernen.
Ich mache eine Ausnahme.
Ab sofort.
Bei Elektrogeräten, die sich tarnen, mache ich Schluss.
Man kann nicht behaupten, dass ich derzeit eine wirkliche Frisur hätte.
Ich habe Haare, ja, und die klatschen sich irgendwie an meinen Kopf.
Sie sind störrisch.
Sie widersetzen sich meinen Anweisungen, meinem Willen und unterliegen in der Regel - und auch das eher meuternd - nur dem Föhn.
Als ich gestern Abend also - frisch geduscht - meiner Haare Herr werden wollte, stieß ich auf diesen Wandstaubsauger.
Die italienischen Haare müssen eindeutig anders beschaffen sein und charakterlich viel weniger störrisch sein als meine es sind.
Der Hauch von warmer Luft, der aus dem trügerischen Staubsaugerrohr kam, ließ meine Haare nur müde lächeln.
Sie taten das, was sie eigentlich immer machen, sie strubbelten in sämtliche Richtungen und trockneten - na, sagen wir mal - minimal.
Ich überlegte kurz, ob das Gerät gar nicht der Föhn, sondern etwas anderes ist, empfand dies aber schnell als vergeudete Zeit und beschloss, die Haare Haare sein zu lassen.
Es kennt mich ja hier niemand, niemand wird auf mein Haar achten, völlig egal also, wie es liegt, ob es liegt, ob es strubbelt, trotzt oder anklatscht.
Und ich merkte, was mir fehlt.
Mir fehlt das gemeinsame Lachen, das gemeinsame Albernsein, das Lautherausprusten und Gackern, das sich nicht mehr einkriegende Kichern, das man nur gemeinsam mit anderen Menschen erlebt.
Allein vor sich hin zu kichern hat eher etwas Verstörendes, als etwas Befreiendes.
Ich muss dem Alleinreisen einen Punkt Abzug erteilen.
Ohne dieses gemeinsame Lachen fühlt es sich nur halb an.
Gut, der Staubsaugerföhn trägt keine Schuld.
Er hat mich jedenfalls um zwei Erkenntnisse reicher gemacht.