Vier Wochen und zwei Container später liege ich im Endspurt meiner Lebensentrümplung.
In den letzten Tagen ließ die Euphorie nach, die Lust schwand.
Doch als gestern Abend der letzte Müllsack seine Weg in den Container fand, empfand ich vor allem eines:
Unbändigen Stolz!
Gegen alle Belächler meines Projektes, entgegen der Ansicht, es sei gänzlich übertrieben, sich Riesencontainer vor die Tür stellen zu lassen, "nur", um ein paar überflüssige Dinge loswerden zu wollen und vor allem allen Zweiflern die Stirn bietend, habe ich es geschafft.
Und es ist ein unglaublich gutes Gefühle.
Jeder einzelne Raum, jeder einzelne Schrank, jedes Kästchen, jede Schublade, die Garage, der Garten, der Dachboden, die Gartenhütte:
Alles ist rümpelfrei, leer und ordentlich.
Brauchbares wanderte in Flohmarkthände von Verwandten.
Unbrauchbares im Container.
Was bleibt ist die Frage, wie ich in acht Jahren derart viel Kram, Zeugs, Unnützes, Unbrauchbares und Sinnloses anhäufen konnte.
Es war ein Mammutprojekt und da in meinem Leben gerade auch so noch sehr viel zu tun ist, bin ich um so glücklicher, es durchgezogen und geschafft zu haben.
Morgen wird der zweite Container abgeholt und zurück bleibe ich in einem neugeordnetem Zuhause.
Das tut sehr gut.
Bevor ich mit der Entrümplung anfing, sah ich mir Videos all dieser Ordnungshüter und -hüterinnen im Netz an.
Ich sah Strategien zum Aufräumen und Entrümpeln und merkte schnell, das ist alles nichts für mich.
Für mich geht nur radikal oder gar nicht.
Da ist Marie Kondo eher etwas für Zögerliche.
Anpacken, ein Blick, wegwerfen.
Das bin eher ich.
Und es hat funktioniert.
Bleibt die Hoffnung, dass sich die anderen Lebensbereiche auch bald ordnen lassen!
Nicht immer kann ich derart viel Einfluss nehmen, wie hierbei.
Respekt!
Ich entrümpele gerade auch. Und zwar mein Leben, da ich mit 60+ noch einmal einen Arbeitgeberwechsel mit Umzug hinlegen muß. Bisher glaubte ich, dass ich "gut organisiert" bin. Aber die Bestandsaufnahme meiner "physischen Besitztümer" macht mich fast irre. Zu viel, zu unnütz, Stehrümskes, gut "Weggeräumtes" und somit prompt vergessen... - die Liste ist endlos. Ich fühle mich von diesem Zuviel nur noch belastet. Also entlaste ich mich selbst. Bergeweise karre ich Kleidung in (Sozial-)Container, überlasse die drölfzigtausend Kerzen-/Teelichthalter, den Deko-Schnickschnack, über Jahre zusammengesammelte Blumen-Übertöpfe oder Deko-Schalen ("...zu schade zum Wegwerfen, kann ich bestimmt noch mal gebrauchen...") einer Bekannten, die auf Trödelmärkten noch den größten Tinneff los wird...
Sobald der Umzugstermin steht, kommt Schritt 2 (Befreiungsschlag?). Für den werde ich mir allerdings Hilfe von aussen holen. In die neue Wohnung werden zunächst nur die notwendigsten Möbel kommen. Für den großen Rest an Hab und Gut (locker 40 Jahre alt!) wird ein Entrümplungsdienst beauftragt, der alles kurz und klein hauen und die Lasten dieser -nicht immer schönen- Jahre in einem Container versenken darf.
Ich will mich rundum erneuern.
Wie ich meine Seele entrümpele, das weiß ich -noch- nicht. Vielleicht bringt das die Zeit.
vom 20.02.2020, 13.08