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Betriebsanleitung

Jetzt habe ich dummerweise die verdammte (Entschuldigung, aber ist doch wahr) Betriebsanleitung verlegt.
Ausgerechnet jetzt könnte ich sie natürlich sehr gut brauchen.

So ist es doch immer.
Kaum brauche ich etwas, finde ich es nicht in meinem aufgeräumten Haushalt.
Möglicherweise jedoch - ich mag es nicht gänzlich ausschließen - wurden meine werten Töchter vielleicht ohne besagte Betriebsanleitung ausgeliefert.
Ich würde dann gerne den Hersteller auf Schadensersatz verklagen.
Nicht wegen der Töchter an sich, sondern eher wegen der mangelhaften Anleitung.

Mir zum Beispiel war nicht klar, dass Töchter offensichtlich in ein Alter kommen, in denen man als Mutter sozusagen immer und überhaupt alles falsch machen kann.

Da ist zum Beispiel die Sache mit dem Lächeln.
Ganz die liebevolle Mama, lächelt man seine Tochter von Herzen an.
An guten Tagen kann das durchaus einfach nur zur Kenntnis genommen werden.
Aber dann gibt es diese Tage, an denen man direkt des feindlichen Auslachens bezichtigt wird.
Zieht man das Lächeln dann schnell zurück, um die Pubertistenlaune zu erhöhen, ist dies aber auch eher nicht so gut, denn nun schaut man auf jeden Fall böse.
Und "böse" riecht immer nach Ärger. Und wenn nicht nach Ärger, dann nach schlechter Pubertistenlaune, die unmittelbar Ärger zur Folge haben kann.

Die Hormone machen es einem schwer.
An dem einen Tag wird Obst inhaliert und natürlich ist zu wenig im Hause. Bringt man am nächsten Tag Obst mit, ist es schon wieder out und den Töchtern gelüstet es nach Schokolade.
Schokolade aber ist ein weites Feld.
Man kann eigentlich nur die Falsche mitbringen.

Bringt man konsequent gar keine mehr mit und verweist auf die eigenen zwei Beine hat man quasi eine Klage wegen Rabenmutterdaseins und Kinderarbeit am Hals.
Kinderarbeit ist ohnehin ein großes Thema. Und ich bin nicht adäquat eingewiesen worden.
Mit hat beispielsweise niemand gesagt, dass das Ausräumen (oder auch Einräumen) des (im übrigens wieder voll funktionsfähigen) Geschirrspülers sozusagen Kinderarbeit ist und die Töchter traumatisiert zurücklässt.

Meine Meinung, einmal traumatisiert können sie direkt weitermachen mit dem Ein- und Ausräumen, führte zu einer hitzigen Debatte, auf die ich mich aus pädagogisch wertvollen Gründen eigentlich nicht einließ, mich dann dennoch inmitten der Debatte wiederfand und sie ebenso pädagogisch wertvoll damit beendete, dass ich ein rigoroses Ess- und Kochverbot aussprach.
Denn nur Geschirr Ein- und Ausräumer haben hier noch Ess- und Kochrecht.

Möglicherweise kann das zu Toten führen oder dazu, dass die armen Kinder tagtäglich beim Fastfooder ihrer Wahl speisen. Zumindest bleibt die Küche sauber.

Während wir für diesen Teil des Hauses also eine angemessene Lösung gefunden haben, nähere ich mich dem nächsten Minenfeld: Dem töchterlichen Bad.
In Ermangelung eines entsprechenden Wortschatzes, kann ich nun leider besagtes Bad nicht beschreiben, aber ich befürchte, wenn ich Bade- Dusche- und Waschverbot verhänge, führt dies nicht unweigerlich zu einem minimal aufgeräumten Bad.

Eher zu übel riechenden Töchtern und das möchte ja auch niemand.
Also ich zumindest nicht.

Eine ganze Weile versuchte ich es mit Humor, bis auch ich einsehen musste, dass Mütter generell unter "nicht lustig" laufen.
Da spielt es auch keine sonderliche Rolle, dass ich mich selber ausgesprochen witzig fand - "nicht lustig" ist sozusagen die feststehende Begleitung von "peinlich"!

Hätte ich nun die Anleitung, müsste ich nur schauen, in welchen mütterlichen Betriebsmodus ich bei bestimmten Verhaltensweisen des Nachwuches schalten müsste.
So stehe ich - anleitungslos - hin und wieder (um ehrlich zu sein: meistens, ach, sagen wir es wie es ist: IMMER) auf den Schlauch.

Nun bin ich auch eher ein träge veranlagter Mensch. Mir gelingt dieses Umswitchen von einem Muttermodus in den anderen auch eher nur langsam.
Langsamkeit aber ist etwas, das im Teenagerleben eher gar nicht vorkommt.
(Es sei denn, sie werden um etwas gebeten. Also die Teenager jetzt!)

Diese ganzen unterschiedliche Müttermodi sind ja genetisch auch erstmal gar nicht angelegt.
Oder mir fehlen diese Gene - das kann ich jetzt nicht mit völliger Sicherheit ausschließen.

Oder die Modulation von "Guten Morgen" - um mal ein anderes Beispiel zu wählen.
Am "Guten Morgen" - so es denn ausgesprochen werden sollte - der Tochter kann man (als gut geschulte Mutter) schon exakt heraushören, ob es sich in der Tat um einen guten Morgen handelt oder Katastrophen bevorstehen.
Gut, man kann sich auch hier durchaus täuschen, denn  auch wenn der Morgen mal wirklich gut beginnt (was eher selten der Fall ist) hält so ein Tag doch viele schicksalsträchtige Wendungen bereit.

Man muss auch, so sieht es der Masterplan einer pubertierenden Tochter vor, mindestens achtundzwanzig unterschiedliche Gefühle in zwölf Stunden unterbringen.
Diese Gefühle aber werden geschickt verborgen und sämtliche näheren und fernenen Mitmenschen haben sie intuitiv zu erahnen.
Sollte es zu Fehlinterpretationen kommen, spielen sich Dramen ab.

Besser man meidet als Mutter fehlerhafte Interpretationen, ansonsten werden sie einem gerne verbal und mimisch um die Ohren gehauen.
Überhaupt haben wir es hier viel mit  pantomimischen Momenten zu tun.

Ich versuche dann stets und immer gelassen lächelnd zu erraten, was man mir sagen möchte und mittlerweile liege ich bei einer beachtlichen Erfolgsquote von  gefühlten 12%.
Es kommt natürlich erschwerend hinzu, dass die Regeln der Scharade sich täglich ändern, man aber als Mutter keine Spielregeländerung erhält, sondern, richtig: diese ebenfalls intuitiv erahnen muss.

Kaum meint man aber, man hat das Spiel durchschaut, befindet man sich längst in einem neuen Spiel, möglicherweise unerkannterweise und spielt nach alten Regeln, zum großen Amüsement des Nachwuches.

Überhaupt hat man als Mutter vor allem eines zu tun: Den Nachwuchs zu amüsieren.
Mir gelingt das auf eine ausgesprochen hervorragende Art und Weise. Allein  schon durch meine Kleidung, meine Sprache und mein natürliches Dasein.
Es erstaunt hier im Hause immer wieder, dass man Sätze bilden kann, an denen kein "boaah ey" hängt oder auch gerne schonmal ein "Altaaaa".
Ganz verwirrend kann es werden, wenn Verben und Nomen zu korrekten Satzgliedern werden und eine symbiotische Einheit bilden.

Ehrlich gesagt ist es mir schleierhaft, wie ich die Betriebsanleitung verlegen konnte.
Immerhin muss es sich um ein mehrbändiges, seitenstarkes Werk handeln.

Falls jemand eines übrig hat, ich wäre dankbarer Abnehmer.
Aber bitte nur die reine Töchterversion.
Da gibt es doch sicher geschlechtsspezifische Unterschiede.

augenBloglich 05.02.2015, 18.38

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Kommentare zu diesem Beitrag

4. von angelface

du bist w i r k l i c h ein ganz armes Mutterexempar und nicht um all diese Erkenntnisse zu beneiden, schreibst aber (schon wieder köstlich zu nennende- sorry - wen ich mich wiederhole ) kleine Episoden darüber...
bitte, bitte ein Buch und das bald...
man wird es dir aus dem Händen reißen, alles was ein Mutterbuch braucht, steht da drin!...es wäre ein wechter Lehrmeister!
angelface...im Heute schon mal im alten (2015) festgelesen!

vom 03.11.2018, 09.09
3. von Angela

*laut-lach* herrlich!!!
Ich hätte da ein fast 16jähriges zum Manne mutierendes Exemplar :-)
Deinen Spaß kann ich sehr gut nach empfinden.
Herzliche Grüße
Angela

vom 06.02.2015, 14.03
2. von

Ich hätte dazu bitte die ausgiebige Söhne- Version. Ansonsten kenn ich deine geschilderten ahnungs- und verständnislosigkeiten auch zur Genüge. Mitgefühl und Liebe Grüße cubi

vom 05.02.2015, 20.32
1. von Britta

Tihihi,

warum sollte es dir besser gehen als mir?

Amüsierte Grüße,

Britta

vom 05.02.2015, 19.08
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Marie
Toll, dass Du wieder bloggst!
Ich wünsche Dir ein frohes neues Jahr und hoffe, ich lese Dich nun wieder regelmäßig!
2.1.2015-4:56
Hanna
Nochmal herzlichen Dank für die Hilfe und du hast einen sehr tollen Blog ! (:
26.11.2011-16:21
Gartenfee
Hi, bist du gar nicht mehr hier am Werk??? Das wäre aber schaade.
25.2.2011-23:00
patricia
wie heißt deine lehrerin!!!!!!!!
1.3.2008-16:20
NIcole
Hey, ich find das super das Du Dich durchgesetzt hast bei den anderen Müttern. Ist doch egal was die sagen. Bin stolz auf Dich. lieben Gruß
NIcki
30.3.2007-9:25