Für niemanden ersichtlich, aber für mich deutlich spürbar, nehme ich jeden Tag neue, winzig kleine Veränderungen wahr.
Unterschiede, die mein Leben nachhaltig verändern, seit die Trennung vollzogen ist.
Das Warten auf die ausstehende, aber nahende räumliche Trennung hat durchaus etwas Zermürbendes, gibt aber auch immer wieder Hoffnung auf einen Neubeginn.
Zum ersten Mal gespürt, dass sich etwas in mir verändert hat, habe ich als ich neulich - ich täuschte einmal mehr Hausarbeit vor - unvermittelt
"Friend in a bar" von Tina Dico hörte.
Nun muss man wissen, dass, wann immer ich dieses Lied hörte, ob live, im Radio auf Youtube...... unabhängig von Zeit und Raum, die Tränen flossen. Unaufhaltsam. Nicht, dass ich hätte etwas dagegen machen können.
Natürlich war mir bewusst, dass die Tränen flossen, weil ich mich in einer Opferhaltung wähnte und mich fühlte, wie jene besungene alte Freundin:
"She looked so much older I`d have to say
She used to dress so lovely and smart
And now her colours, they were faded and her hair was a mess
Her expression was tired and hard"
Und ebenso natürlich
wäre ich lieber gerne die Singende gewesen, jene Freundin,
die mit Erschrecken die Veränderung
an der anderen wahrnimmt.
Nun lief dies Lied also unvermittelt.
Ich wartete förmlich auf das Weinen, aber es blieb aus.
Verwundert eilte ich zum Spiegel, vielleicht war etwas mit meinen Tränendrüsen nicht in Ordnung, meine Lider verklebt
oder eine sonstige üble Heimsuchung hätte mich überkommen.
Ich sah relativ normal aus, im Spiegel und hatte nicht den Eindruck, als könnten die Tränen nicht fließen, so sie denn wollten.
Mir kam das seltsam vor. Über Jahre war das mein Tränenlied. Immer.
Um ganz sicher zu gehen, machte ich das Lied, nachdem die letzten Töne verklungen waren, noch einmal an.
Wieder nichts.
Also nichts, außer der wunderbaren Stimme und des schönen Songs.
Dieses Mal eilte ich nicht zum Spiegel, sondern freute mich.
Ich hatte meine Opferhaltung abgelegt. Von der Passivität in die Aktivität gegangen.
Einhergehend mit starken Schuldgefühlen, aber dennoch befreiend.
Eine kleine Veränderung mit einer großartigen Auswirkung - für mich.
Es liest sich nicht annähernd so, nehme ich an, wie es sich anfühlt, aber das muss es auch nicht.
Dies war vielleicht von den minikleinen Veränderungen, die großartigste. Natürlich genieße ich es auch, dass ich besser schlafe. Ich würde nicht so weit gehen und behaupten, dass ich wirklich perfekt und wunderbar schlafe, aber ich schlafe längere Zeiten am Stück und wenn ich tatsächlich nachts erwache, dann nicht mit tränenfeuchtem Gesicht und Problemen und Sorgen vor Augen, sondern unbeschwert und wie befreit.
Sobald ich exakt dieses Gefühl bewusst wahrnehme, schleicht sich ein Lächeln in meine Gesicht und ich kann wieder einschlafen. Zuvor undenkbar. Stundenlanges Wachliegen war der nächtliche Alltag.
All das scheint vorbei.
Nun bin ich ja der Meinung, mein Spiegelbild müsste mir das morgens zeigen.
Ich erwartete also, aufzustehen, in den Spiegel zu blicken und Erleichterung, Befreiung und Unbeschwertheit in strahlende Schönheit umgesetzt zu sehen.
Gut, wenn schon nicht in Schönheit, dann zumindest in irgendeinem Strahlen.
Nun hat sich das bis zu meiner Gesichtshaut möglicherweise noch nicht herumgesprochen.
Es kam auch noch niemand auf mich zu und erklärte mir, ich sähe aber erholt, anders, besser oder sonstwas aus. Die innere Wandlung benötigt offensichtlich noch ein wenig Zeit, um aus sich herauszukommen.
Bitte.
Meinetwegen.
Solange die Haut sich nicht entscheidet, die innere Wandlung mittels Pickeln und neuer Barthaare zu offenbaren, kann ich warten.
Ich übe mich solange darin, mich zurechtzufinden, in meinem neuen Leben.
Es fühlt sich sehr gut an!
Cooler Spruch, den ich noch nicht kannte...
Ich wünsche Dir ein glückliches und schönes neues Jahr ! Anne
"Wendepunkt
In diesem Augenblick ist alles gesagt, alles getan. Was bleibt, ist der Moment des Abschieds, der einem Neubeginn vorausgeht. Auf der Schwelle mit Wehmut, Wärme und Dank.
Ein neuer Lebensabschnitt beginnt
– gerade in diesem Moment – gewachsen aus Resonanzen, Verlockung und NotWendigkeit.”
(Leider nicht von mir;))...)
vom 31.12.2014, 07.54