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Nun ist er raus
So.
Nun steht es also fest.
Dieses Schokobrunnenteil und ich, wir werden uns niemals freundschaftlich entgegenkommen.
Gesäubert war er ja nun. Der Brunnen. Also hätte er gut und gerne - das ist meine persönliche Ansicht - gestern seinen zweiten Dienst absolvieren können und zwar OHNE Probleme, so wie es sich gehört.
Schließlich hatte ich alles daran gesetzt, diese schmierige, eklige, klebrige und unschöne braune Klebemassse von all seinen Teilen zu entfernen.
Ich baute ihn also zusammen. Den Brunnen. Gut, das an sich ist jetzt nicht so schwierig, da man nur drei Teile ineinander stecken muss und die auch gar nicht falsch zusammengesetzt werden können.
Anschließend verfuhr ich exakt wie beim letzten Mal, allein der olle Brunnen wollte nicht.
Höchstwahrscheinlich war er beleidigt oder was und bedurfte hausfraulichen Zuspruchs.
Wenn ich zu einer Sache grundsätzlich nie bereit und in der Lage bin, dann ist es eben diesen Zuspruch zu leisten.
In meinem Haushalt heißt es, friss oder stirb und es überlegen nur die ganz harten Geräte und Pflanzen.
Die Schokolade schmolz, aber floss nicht so recht. Ich war schon minimal angenervt, weil ich wirklich alles anleitungsgetreu ausgeführt hatte, die extra modernen hypertollen Schokopads gekauft hatte und eine Teeniemeute auf die fließende Schokolade wartete.
Die Zeit des Wartens überbrückte ich mit genauen Regieanweisungen für eben diese Meute (und mir war es durchaus egal, dass mein müttlerlicher Coolnessfaktor dadurch bei geschätzten minus 30 anlangte!)
Vertrauen (in die eigenen Töchter und deren Besuchsmädel) ist ja etwas Schönes. Schmierig, klebrige Schokolade an den Wänden hingegen eher nicht.
Also finde ich jetzt.
Also sprach ich: "Lauft nicht mit dem Zeugs herum und schmiert nicht alles voll!"
Dabei hätte ich wissen und bedenken müssen, dass "alles" ein viel zu vage gefasster Rahmen war.
Die Schokolade tropfte zäh und langsam vor sich hin.
Man hätte nun Öl dazugeben können, aber mal ehrlich, das wäre ja noch schöner gewesen. Direkt den Zicken des Brunnens zu erliegen.
Nö. Wir, also die Mädel jetzt, nahmen mit der zähen Masse Vorlieb und erklärten, es schmecke auch so.
Genau das sah man nach kurzer Zeit auch.
Wenn man eine magnolienfarbene, hochglänzende Küche hat, entdeckt man auch bei stark getrübtem Sehvermögen jeden noch so kleinen Schokospritzer direkt.
Und wir reden ja auch eher von monstermäßig großen Schlieren, die dann zähflüssig ihre Bahnen über Küchenfronten und Bodenfliesen zogen.
Besonders schön ist es, wenn Schokofußabdrücke durch das ganze Haus führen und die Teeniemeute fantasievolle Namen dafür bereit hält und sich, ach was, ekelt.
Zumindest konnte ich so jeden Schritt aller Mädchen nachvollziehen.
Nun kam es ja, wie es kommen musste und auch diesmal musste das Teil gesäubert werden.
Letztes Mal floss die Schokolade ja noch. Das hatte den Vorteil, dass sie auch bei der Reinigung besser floss.
Besser meint hier natürlich nicht sonderlich gut, aber eben wesentlich rasanter als gestern, wo ja mal gar nichts floss, außer meinen imaginären Wuttränen.
Natürlich gab zeitgleich meine Spülmaschine den Geist auf und streikte.
Nicht, dass ich die Maschine für den Schokobrunnen hätte einsetzen können, aber man stelle sich nun vor, wie ich (schokoladenbeschmiert, das blieb nicht aus) an der Spüle stehe und versuche diese elendige zähe Masse von dem Brunnen zu rubbeln und neben mir die Spülmaschine nicht mehr abpumpen mag und schwallartug dreckiges Wasser von sich spritzt.
Oben voller Schoko, unten voller Dreckwasser stand ich nun also da.
Die Hände, als hätte ich gerade einen Griff in die soeben benutzte Toilette gewagt, die Bluse braungesprenkelt und in einem höchstgradig erregten, um nicht zu sagen latent aggressiven Gemütszustand.
Ich warf die Brunnenteile in die Spüle, sollen die sich doch selber säubern oder was, und widmete mich der Spülmaschine, die E24 zeigte. Nun wusste ich aus dem Steggreif einfach mal nicht, was E24 mir sagen wollte. Also schnell das I-Pad geschnappt, nicht an die schokobeschlierten Finger gedacht, Schlieren gezogen und auf Youtube angeschaut, wie schnell und einfach man eine Abpumppumpe einer Spülmaschine reparieren kann.
Nach geschätzten drei Minuten verwarf ich die Idee der Eigenreparatur wieder und versuchte es mit stundenlangem Drücken der Resettaste, die nicht reagierte.
Also begann ich das Restwasser aus der Maschine zu schöpfen. Was zunächst mit großen Tassen gelang musste später mit Espressotassen fortgesetzt werden und gestaltete sich als abendfüllendes Programm.
Immer, wenn ich die Tassen in der Spüle ausleerte, grinsten mich die Brunnenteile hämisch an.
Sonntag Abend. Es war der letzte Sonntag des Jahres und ich befasste mich (notgedrungen) mit Küchengeräten.
Andere Menschen saßen womöglich bei einem Gläschen Wein auf dem Sofa vor dem Kamin.
Wie langweilig.
Da ist so eine drecksnasse, schokobeschmierte Küche schon aufregende.
Man verbrennt glaub ich auch mehr Kalorien und laut meiner Mutter muss ich ohnehin abnehmen.
Die Maschine war irgendwann leergeschöpft und mir fiel auf, dass das Geschirr darin (also in der Maschine jetzt) noch total dreckig war.
Passte zum Brunnen, dem ich mich nun wieder widmete.
Mit dem bin ich ja durch, erwähnte ich das?
Der schlummert nun friedlich und sauber in seinem Pappkarton und wird heute seinen Weg auf den Dachboden finden und dort im Exil bleiben.
Für immer.
Mit der Spülmaschine und dem Dachboden wäre das so eine Sache.
Ich habe mich entschieden, sie nicht hochzutragen und den Kundendienst anzurufen.
Soll der sich doch mit E24 auseinandersetzen.
Ich meine, für dieses Jahr reicht es auch mit meinen hausfraulichen Taten.
Wir werden die Küche braun streichen lassen, nehme ich an.
Besser wäre das.
Jetzt muss ich mich doch mal zum Kommentieren melden, denn in den letzten Tagen habe ich still mitgelesen, aber heute Morgen musste ich so über Deinen Schoki-Spüli-Bericht schmunzeln. Ich kann mir das erlebte Chaos - und dann noch mit einigen "verstörten, fremden" Teenies - gut vorstellen....
Was das persönliche emotionale Durcheinander (Eintrag von gestern) angeht, so scheint es mir, als hättest Du das auch schon ziemlich im Griff und zumindest gedanklich geordnet. An meinem Schreibtisch hängt übrigens gerade ein Spruch: "Ich finde es besser, dass man zwei bleibt als dass man eins wird!" (Iris Berben) .... so viel zum Thema!
Herzliche Grüße und "Keep on running";))
Anne
vom 29.12.2014, 06.59