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Tage wie dieser
Es gibt diese Tage, die suboptimal beginnen.
Das Rutschen mit dem Auto - auf einen bewaldeten Randstreifen neben der Fahrbahn - hatte ich gerade überwunden, als ich auch schon in meinem Bürostuhl saß und den dampfenden Tee genoss, der vor mir stand.
Leider fielen mir dann die 30 Schnellhefter meiner Schüler vom Tisch - das mit der Erdanziehungskraft ist manchmal fatal - und ich beugte mich (elegant versteht sich) halbseitig hinunter und über die Armlehne des Stuhles (um auf möglichst bewegungsarme und bequeme Art wieder an die Schnellhefter zu gelangen), als der olle Stuhl mit einem Mal seitlich hinschlug und ich mit ihm.
Es ist übrigens nicht so einfach, sich seitlich in einem Bürostuhl eingequetscht aus selbigen zu befreien, denn die Armlehnen sind da durchaus im Weg.
Aber natürlich schaffte ich es und ich bekam auch nur einen minikleinen Lachanfall.
Morgens um halb sieben.
Im Büro.
Allein.
Glücklicherweise allein, denn das muss ja nun wirklich auch nicht jeder mit ansehen.
Der beste Hausmeister der Welt kam kurz gucken, ob ich nun völlig durchgedreht sei, aber ich konnte ihn überzeugen, dass ich durchkomme.
Fortan saß ich, also die nächsten zehn Minuten zumindest, bewegungslos im Stuhl, um so taktisch geschickt zu vermeiden, dass noch etwas Unschönes geschieht.
Dafür knarzte nun mein Ohr.
Nur das rechte.
Gestern hatte ich ja der Akusterin weitschweifig berichtet, dass diese Hörgeräte gar nicht gehen und bekam sie prompt wieder mit.
Nur anders eingestellt versteht sich.
Links ist nun alles wunderbar.
Rechts knarzt mein Kopf.
Es klingt so, als ginge man vorsichtig eine alte Holztreppe hinauf und versuche zu vermeiden, dass die Stufen knarzen.
Natürlich knarzen sie dann erstrecht.
Ich bewege den Kopf: Rechts knarzt es.
Ich kaue: Rechts knarzt es.
Ich schlucke: Rechts knarzt es.
Ich zucke die Achseln: Rechts knarzt es.
Zumindest pfeift die Maus nicht mehr, also vielmehr das Hörgerät in Verbindung mit der Maus.
Dafür knarzt nun alles.
Rechtsseitig.
In meinem Ohr.
Mit den Dingern bin ich durch.
Die können nun eingestellt werden wie sie wollen, ich wÃll die nicht mehr.
Das hatte ich gestern bereits der Akustikerin erzählt und ihr direkt und vor allem ungefragt meine Psyche erklärt und kundgetan, dass die Teile schon verloren haben.
Nur waren die anderen, auch für mich bestimmten, noch nicht da.
Also (er)trage ich brav bis Freitag das Knarzen in meinem rechten Ohr und fühle mich wie eine Treppenstufe.
Wenn das nicht Anlass zur Besorgnis geben sollte.
Mag sein, bei dem Bürostuhlsturz ist da irgendwas durcheinandergeraten......
Man weiß es nicht.
Da lese ich gerade voller Spannung von einer Lehrerin mit Hörgeräten. Davon gibt es nicht so viele. Ich trage welche seit 17 Jahren (manno, soooo lange schon....). Bin gerade bei einer Neuanpassung - und momentan auch nicht begeistert. Kann dich gut verstehen. Ich möchte auch schnell und gut davon ab sein, geht aber nicht. Ich bin immer noch sehr ungeduldig, auch wenn ich weiß, dass eine Anpassung dauert. Auch die neuen Hightech Geräte gefallen mir nicht hundertprozentig, mal zu leise für Sprachverstehen, mal viel zu laut für Umgebungs- und Hintergrundgeräusche. Und ich habe gelernt: selbst das beste Hörgerät gibt dir nicht 100 % Hörvermögen zurück. Mein hörverlust ist inzwischen so stark, dass ich auf Anraten einer Kollegin einen Schwerbehindertenantrag gestellt habe. Der ist gerade bewilligt (heißt das so) worden. Ich habe einen GdB von 70, was enorm viel ist, aber auch erklärt, warum ich immer noch Probleme mit dem Hören habe. Vorteil: es gibt Ermäßigungen für Lehrer, z.B. In meinem Fall 3 Stunden in der Woche weniger arbeiten.
Vielleicht magst du ja - wenn sich der gsnze Anpassstress gelegt hat, auch mal darüber nachdenken, ob du so einen Antrag stellet. Ansonsten wünsche ich dir starke Nerven, wenig Pfeifen und eine zügige Anpassung. Ich teste übrigens momentan phonak Geräte.
Viele Grüße
vom 14.02.2013, 22.13