Ausgewählter Beitrag
Ist es nicht die Trennung an sich, die mir Sorgen bereitet, so schaue ich mehr darauf, wie ich mit der aktuellen Situation umgehe.
Meine ambivalenten Gefühle strengen mich zuweilen sehr an und sind verbunden mit häufigen und vor allem unerwarteten Stimmungsschwankungen, die mir ein wenig von der eigentlichen Leichtigkeit der Situation nehmen.
Zum einen fühle ich mich wie befreit und durchaus auch stolz, einen Schritt gewagt zu haben, vor dem ich aus lähmender Gewöhnung, Angst vor dem Unbequemen und Ungewissen sowie sicherlich auch aus falscher Rücksichtsnahme eine sehr lange Zeit zurückscheute, mich drückte, mein Leben lieber in bekannten Bahnen verlaufen ließ.
Zum anderen überkommen mich zuweilen Schuldgefühle, weil ich nicht diejenige bin, die gehen und ausziehen muss, sondern die in der gewohnten Umgebung bleiben wird.
Ich empfinde weniger Verlust, als mehr die Sorge darüber, wie der gehende Partner mit der Situation umgehen wird und kann.
Und dann wieder überkommt mich eine kurzzeitige Lebenslähmung, in der ich nichts mit mir anfangen mag, mich in meine Gedanken zurückziehe und merke, dass man wichtige Lebensschritte, sei man von noch so vielen lieben Menschen umgeben, im Grunde immer gänzlich alleine gehen muss.
Die Kunst besteht darin, sich aus diesen Lebenslähmungen schnellstmöglich zu befreien, um nicht mit einem Male triefend im Selbstmitleid zu stehen und sein Leben an sich vorbeieilen zu lassen.
Was dem Leben sicherlich viel weniger ausmachen würde als mir.
Mir gefällt das Helle, Leichte, Entlastende an der Situation. Der Neubeginn, die neue Chance, die Rückkehr zu eigenen Wünschen und Bedürfnissen.
Aber mir ist durchaus bewusst, dass es das eine nicht ohne das andere gibt.
Das Helle nicht ohne das Dunkle. Der Neubeginn nicht ohne ein Ende.
Die Ambivalenz der Gefühle gehört sicherlich ebenso dazu und ist vielleicht ein Stück Verarbeitung.
Während ich meistens mit funkelnden Augen und ideensprudelnd durch mein Leben navigiere, überkommt mich hin und wieder eine minikleine Wehmut, die sich glücklicherweise mit einem entspannenden Bad schnell wieder vertreiben lässt.
Möglicherweise wachsen mir bald Schwimmhäute, aber die können ja bei der Eroberung neuer Lebensräume durchaus von Nutzen sein.
augenBloglich 08.01.2015, 16.58
Deine Worte erinnern mich sehr stark an Frühjahr / Sommer 2008 bei mir - ich war die, die gegangen ist und auch ausgezogen ist. Ich musste nur für mich alleine entscheiden, die Ehe war kinderlos. Das, was Du heute in den ersten Absätzen geschrieben hast, kommt mir sehr bekannt vor, die gleichen gemischten Gefühle und das gleiche Verhalten gabs auch bei mir.
Mit hat damals dieses Buch hier sehr geholfen:
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Wenn Du magst, schaue ich mal im Bücherregal - ich glaub da stehts noch drin. Wenn ja schicke ich es Dir gerne zu.
vom 08.01.2015, 18.33