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Überfütterung
Kaum hat das neue Jahr begonnen, ist es schon wieder geschehen.
Die kleinen herumstehenden Süßigkeiten und Knabbereien flüsterten mir gestern die magischen Worte zu, die meine Hand sofort und vor allem immer wieder zugreifen ließen, um Leckereien in meinen Mund zu führen.
Nicht, dass ich wüsste, was und vor allem wie da kommunziert wird, aber die haben einen linken Trick erfunden, mein Gehirn zu manipulieren bzw. vielleicht gar komplett auszuschalten.
Kaum am Tisch der Familienfeier gegessen ging es doch schon los.
Das Abendbrot befand sich noch in der Vorbereitung, der Tisch jedoch bot schon dies und jenes feil.
Ungesundes, versteht sich, denn nur Ungesundes ist offensichtlich in der Lage diese magischen Worte zu sprechen.
Mein Gehirn und ich saßen bis dahin noch ganz entspannt beieinander, in der Gewissheit, KEINEN Süßkram zu essen, da ja bald das Abendessen folgen würde und man sich zudem am morgendlichen Gewicht erfreut hatte, das weitaus geringer war als angenommen.
So sollte es auch bleiben.
Eigentlich.
Gerade erst in ein Gespräch vertieft, wird meine Hand selbstständig aktiv und schwupps habe ich so ein Colorado Teil im Mund.
Gott, das arme Teil.
Ist ja auch nicht schön, so alleine.
Zack, das nächste.
Also im Mund jetzt.
Mein Gehirn und ich sind ein wenig irritiert, waren wir uns doch eigentlich einig.
Zumindest in Bezug auf den generellen und heutigen Süßigkeitenkonsum.
Ich spüre schon förmlich, wie die Kalorien meine Hüften bespringen und werde ein klein wenig ärgerlich.
Es entspannt sich ein lustiger kleiner Dialog zwischen mir und meinem Gehirn, doch die Haupttäter, also Hände und Mund, hören einfach nicht zu.
Sie greifen und greifen und mein Mund kaut und kaut.
Ich könnte mich jetzt natürlich auf meine Hände setzen, aber das sähe ja nun auch irgendwie, wie soll ich sagen, ein wenig verklemmt aus.
Wäre es ja auch, also verklemmt, zumindest für die Hände jetzt.
Wie ansonsten meine Schulter, führen nun meine Hände ein Eigenleben. Die Kommunikation zwischen dem Knabberkram und ihnen scheint ausgezeichnet zu funktionieren und hey, sie feiern direkt eine Party, als mit einem Male noch so kleine Schokobonbons auf dem Tisch liegen.
Natürlich findet das eigentliche Essen auch noch seinen Platz in mir und zwei Gläschen Wein gehen auch noch.
Dann rutscht das Ganze auch ein wenig besser. Könnte eventuell eng werden, aber so Flips machen sich gerne klein und krümelig und passen noch eben zwischen Hackbällchen und Gummibärchen und Magenschleimhaut (oder was sich da so intern herumtreibt).
"Jetzt ist es eh egal!", faucht mich mein Gehirn an, als ich so ein wenig jammere und nöle und die Meinung vertrete, es reicht. "Als ob das jetzt noch eine Rolle spielt!"
Das scheint der Signalschuss für meine linke Hand zu sein, die sich nun auch noch einmischt. Zweihändig isst und trinkt es sich nämlich gleich doppelt so gut.
Am Tisch wird derweil darüber diskutiert, wie ungesund derartiges Essverhalten am Abend ist und wie sehr wir heute Nacht leiden werden.
Nicht, dass das unsere Gliedmaßen vom Weiterschaufeln abhalten würde. Selbst, als die leckersten Sachen schon aufgefuttert wurden, geht es munter weiter.
Ach ja, dann isst man eben Lakritz. Gut, die mag man eigentlich nicht, aber was soll es.....
Mein Gehirn passt sich jetzt der Laissez-faire-Haltung des Restkörpers an und natürlich muss ich mich geschlagen geben.
Ich werde ja nahezu genötigt zu kapitulieren.
Ein Opfer der unerklärlichen Knabberkommunikation sozusagen.
Vor mir türmen sich nun langsam die Bonbonpapierberge und ich bin froh, als ein Kind in der Runde herumgeht, um die Bonbonpapiere einzusammeln und wegzuwerfen.
Ist ja auch diskrimierend, so ein Haufen Bonbonpapiere vor sich.
Zumindest kann man nun auf einen Blick sehen, wie viele Dove in so einer Mischschachtel sind.
Die Papiere liegen nämlich allesamt vor mir, nicht, dass noch jemand anderer die Chance auf eines dieser Bonbons gehabt hätte.
Jetzt, wo die Schamgrenze überwunden ist, ich mich als Opfer der Begebenheiten sehe, isst es sich sehr viel entspannter weiter.
Natürlich müsste der Nachschlag beim Nachtisch nicht sein, aber es ist doch auch schön, für die Gastgeberin, wenn ich beherzt zugreife und ihr so zeige, wie gut es schmeckt.
Praktisch habe ich damit sogar eine gute Tat getan.
Wenn ich es mir recht überlege bin ich eine Heldin.
Gut, mein Magen hat letzte Nacht Einwände erhoben.
Ich wies ihn auf die zwingenden Umstände hin, nur der Sturkopf sieht das nicht ein.
Blödmann.
Also der Magen jetzt.
Jetzt zickt er herum. Keine Ahnung von Magie, der Gute.
Langweiler.
Ich starte jetzt dennoch in den Tag.
Nur die Waage begrüße ich heute einfach mal nicht.
Besser ist das, nehme ich an.
beim lesen deiner Magenüberfütterung und vor allem dem Überdruß den er dir zeigt indem er so freundlich mit dir kommuniziert dich tröstet und völlig ergebnislos führt, hab ich lauthals loslachen müssen!
Köstlich, ich kann mich nur wiederholen, dass es einen unbändigen Spaß macht dich zu lesen...
die "meinige die sich Waage nennt und ähnliche Spirenzchen beim 1.aufstellen zeigte, steht unter der Treppe, schön unsichtbar für mein Auge und ich erlaube den katzen ab und zu drüberzukrabbeln wenn sie die Räume wechseln, dann fiept sie ein wenig, lebt also noch ...
ich denke zum draufstellen ist sie mir zu schade, wahrscheinlich würde sie einen Anfall kriegen, denn sie war anderes gewohnt als sie noch neu war und sich auf mich freute!..lacht....
lieben Gruß angelface!
vom 08.03.2020, 10.59